Montag, 11. Juni 2018

freilaufende Sardinen aus Bodenhaltung

Sonntag, 3. Juni 2018, Tag 80 dieser Reise

An diesem Morgen zeigt sich, dass der Schlafplatz gestern in der Dunkelheit gut gewaehlt war. Die Pinien spenden Schatten und ausser dem Zikadenorchester sind wir allein auf weiter Flur.

Die Wetteraussichten koennten nicht besser sein. Das Meer sieht man vom Auto aus zwar nicht, aber es ist zu hoeren: Auf zur Hunderunde! Eleas Strand ist verlassen, Holly kann toben.

Das Strandgut ist fuer sie natuerlich aeusserst interessant, die Ziegenpralinen brauchen keine Verpackung, um verfuehrerisch zu wirken und die Heilerde der Esel und Kuehe kommt dem hungrigen Magen des armen Hundes gerade recht.

Jetzt wisst ihr, wie Maulgeruch bei Hunden auch entstehen kann, und als Parfumerssatz taugen alte Koederreste - meist Sardinen - am Strand allemal.



 






Gegen 10 Uhr ist der Hund wieder zivilisationstauglich, der Bus fahrfertig und da ich zwar schon oft in der Gegend, aber doch noch nie am Strand von Kalo Nero war, stellen wir uns die paar Kilometer um.

Etappe:  10 km

Mindestens 20 Stueck Weissware sind hier feinsaeuberlich aufgereiht, wie die sprichwoertlichen Sardinen in der Dose. Tische und Sessel stehen heraussen - die Situation ist etwas... gewoehnungsbeduerftig. Egal, fuer ein paar Stunden wird es das auch tun. Denke ich mir.

Ich parke bei 2 netten Oberoesterreichern ein, wir kommen ins plaudern und ein "nein, danke, fuer ein Bier ist es mir noch zu frueh" meinerseits rettet mir den Badetag. Wir essen am grossen Tisch im Schatten einer Tamariske, meine Souvlaki mit rotem Spitzpaprika sind genau der richtige Snack.







Eine Luecke mit Sicht aufs Meer wird frei, ich parke mich um und werde von den laengerdienenden, selbsternannten, preussischen, freilaufenden Stellplatzsheriffs kritisch beaeugt. Ihr kennt das: demonstrativ missbilligendes Kopfschuetteln, gepaart mit finsterer Miene - das koennen sie. Das Maul bringt keiner auf, also gehe ich auf die Leute zu. Was ich mir dabei daechte, so knapp am Rand des Platzes zu stehen, sie hielten sich doch auch an eine freiwillige "Baugrenzlinie", damit vor ihnen noch die Einheimischen (theoretisch und praktisch zwischen den Stuehlen der Stelllplatznazis) im Schatten parken koennten.

"Bei mir ist aber kein Schatten!" Damit haben sie nicht gerechnet. Ich sehe Weltbilder schwanken.


 


 

 

 

Der Einstieg in den Shorebreak - wir hatten den ganzen Tag auflandigen Westwind - ist muehsam. Das macht hungrig. Die Stranddusche steht gleich neben dem ersten Restaurant am Platz, da will ich am Abend hin.
  • Vorspeise: Schafskaeseaufstrich mit Paprika und knackigem kleinem Brot
  • Hauptgang: Bifteki mit Kraut und Karotten und Fritten
  • Nachtisch: Pfirsich und Melone
  • Samt Wasser und ein paar Bieren: 14,50€. Passt. Gutes WLan inclusive. Das holen wir uns Morgen in den Bus!
Idylle bei der Rueckkehr zur Sardinenreihe: Alle maennlichen Grenzbewohner aus den Joghurtbechern entleeren gerade ihre Blasen am Zaun zum Strassenrand. Hinter diesem stehen Schafe, denen jetzt in ihr Essen gebrunzt wird, sofern der Strahldruck noch reicht... Holly kriegt von alledem nichts mit, der Wind ist zum Glueck (fuer mich) auflandig.

Montag, 4. Juni 2018

Wlan klappt tadellos. 

Als ich nach dem Wasserholen beim Friedhof zurueckkehre sind nur noch ein paar campende "Dauergaeste" in 30m Entfernung uebrig, denen muss man auch was bieten: diesmal parken wir quer zum Strand :). 

Damit brauche ich im Gegensatz zu denen weder Markise noch Moebel im Freien. Der Sonnenuntergang nach einem Tag mit 33 Grad leuchtet abends blutrot durch die offene Schiebetuere: Zeit, mit einer netten Runde auszugehen.








Ihr erinnert euch an den freundlichen Polizisten vom letzten Bericht? Heute erfahre ich ein paar Fakten, die Licht in die Sache bringen und erklaeren, warum Archelon ziemlich happig reagierte. Die Kurzfassung:

Vor ein paar Tagen fand am Pelo eine Motorradveranstaltung statt. Mit einem Griechen und einem Oesterreicher (Herrn K. - dem auf den orangen Motorraedern...) in der Orga. Scheinbar beide etwas unterbelichtet, denn noch Tage danach regten sie sich oeffentlich  auf, dass ihre Fahrer von der oertlichen Bevoelkerung mit Steinen beworfen wurden und man das sogar im Fernsehen zeigte.  
Was war geschehen? Viele Fahrer hatten die Gelegenheit genutzt, diverse Sandstraende Vollgas umzupfluegen. Keiner aus der Orga hatte ihnen und sich selber anscheinend beigebracht, dass Caretta Caretta hier am Pelo auf vielen -zig Kilometern ihre Eier ablegt. 

Die Behoerden schauten auch weg.

Dienstag, 5. Juni 2018

Meine Salzburger Nachbarn fahren gegen 0900 weiter. Die Wiese gegenueber wird ohne Ruecksicht auf Verluste gemaeht. Egal, ob es glaesern oder metallisch scheppert, auch der teutonische Pinkelstreifen wird rasiert: bald ist grosser Markt.

Ich finde einen Acker zum Entsorgen, kaufe in Kiparissia nach dem Geldbeheben ein und stelle mich wieder auf den SP in Kalo Nero. 

Etappe: 14 km 
 


Es ist windstill, aber gegen Mittag wackelt der Bus: ein leichtes Erdbeben.
Badetag, 32 Grad. Nach Hause telefonieren :). Futter: Choriatiki mit viel Feta und frueh ins Bett. Das ist zumindest der Plan. Es wird noch ein kurzer Fernsehabend mit Oreganochips zur 1. Folge der sechsteiligen Serie "Ascensio" auf Netflix.

Mittwoch, 6. Juni 2018

Es bleibt heiss, der Bus steht wieder parallel zum Strand und verlaengert den Tamariskenschatten fuer Tagesgaeste. Die Stellplatznazis sind sprachlos.

In den Badepausen werden in der Kueche alle Blechverschraubungen mit Niroschrauben erneuert und der Herd zerlegt und gereinigt. Jetzt klappt das auch wieder mit der Zuluft und den Souvlaki samt Spitzpaprika aus der gusseisernen Pfanne.

Bruno und Ruth aus Luzern parken sich nebenan ein - Holly hat endlich wieder Opfer gefunden :). Der gemeinsame Abend im Πέτρινο Μπαλκόνι wird lang.




Donnerstag, 7. Juni 2018

Alltag. Fast wie gestern. Ablandiger, heisser Ostwind.



ein Berg Atherinas um 6€


Freitag, 8. Juni 2018

Der Wind ruettelt noch immer, bereits am Morgen hat es 30 Grad, gefuehlt 35. Bruno und Ruth fahren weiter nach Vasses - wir sehen uns in 10 Tagen auf der Faehre ab Patras.

Kurz darauf stellt sich ein Kastenwagen mit einem aelteren Ehepaar in die Luecke. 

Sie "wurden in Elea durch das offene linke Seitenfenster beklaut", waehrend sie auf der anderen Seite mit Tisch und Sessel vor dem Bus sassen. 

Der 2. Schluessel, die Kopien der Papiere und etwas Geld sind weg. Und sie fahren auch gleich wieder: "Uns ist es hier zu unsicher."

Kleinigkeiten, die gluecklich machen :)
 
Zu Mittag truebt es sich etwas ein, aber zum Sunset hat es noch immer 33 Grad.

Das wird eine heisse Nacht. Holly schnauft im Bus von vorne nach hinten und wieder retour. Um Mitternacht hat es noch immer 28 Grad.

Samstag, 9. Juni 2018

Hunderunde zum Baecker an der Hauptstrasse, am Rueckweg kaufe ich frischen Knoblauch gegenueber vom alten Bahnhof. WC-Cassettentausch, aber keine Entsorgung. Macht nix. Beim Lidl in Kiparissia bunkern wir Fisch, Hundefutter und Getraenke, Tomaten und Zwiebel.

Etappe: 13 km

Die Fliegengittertuer der Nachbarn aus VS in D wird repariert: solarunterstuetzt gebohrt, geschraubt und schon ist sie wieder funktionsfaehig. Gern geschehen :). Der hungrige Handwerker belohnt sich mit Fisch aus der Pfanne.

Es schwemmt heftig und der Westwind ist angenehm kuehl, trotzdem ist es schwuel, um 1730 hat es immer noch knapp 30 Grad bei 100% Luftfeuchtigkeit.

Πέτρινο Μπαλκόνι ruft zum Sonnenuntergang zu herrlichen Mezedes und frisch gezapftem Bier. Bei Gurken, Tomaten, Wuerstchen, Fleischbaellchen, gebackenem Kaese und Spinatstrudel mit Feta samt Zitrone und Brot kommt Tapas-Feeling in Griechenland auf! :)

2120 am Bus: es rauscht gewaltig. Eine gute Stimmung fuer die dritte Hunderunde am heutigen Tag.

Sonntag, 10. Juni 2018

Wir schlafen bis 1100. 

Der Aufnahmeteil an der B-Saeule fuer den Markisenfuss ist locker, das Gewinde fuer die Befestigungsschraube korrodiert. Die Stelle wird gut vorbehandelt und anschliessend kommt Sikaflex samt Distanzhoelzern zum Einsatz. Haelt. Bombenfest. 

28 Grad machen die Karibikstimmung perfekt:





Am Abend dann grosse Fotosession beim dramatischen Sunset mit schwarzen Wolken im Landesinneren. Der Nachbar kommt mit hiesigem, guten Weisswein rueber: "Danke fuer die Reparaturhilfe!" Ich mag das. 

Die Nacht ist heftig windig und feucht-kuehl.

Montag, 11. Juni 2018

Tagwache samt Hundausleeren um 0715. Bei diesen Temperaturen ist der Schlaf wirklich erholsam. Es ist windstill, aber Duenung und Shorebreak sind immer noch gewaltig. 

Die Nachbarn aus VS reisen ab, jetzt ist der SP bis zum Preussen leer. Er hat freie Sicht. Ich fahre die Markise 70cm raus, um die gestern verklebte Stuetzenaufnahme zu testen, da kommt der Reservenapoleon auch schon im klapprigen Stechschritt angehoppelt.

Dass ich schuld sei, wenn sie abhauen muessen! "Aber Tisch und Sessel sind geduldet?" Gestern sei die Polizei hier gewesen! "Ja, Patroullie. Wie jeden Abend". Er lebe seit zwei Wochen in Angst: auf der "Platte" habe er 200 Euro Strafe gezahlt. 

Was er nicht weiss, aber man in jeder Kneipe erfahren kann, wenn man kein notorischer Dosenkoch und Parkpinkler ist: 5 von den 8 hiesigen Wirten haben "fuer" die Camper am SP gestimmt.
Der Rest ist Schweigen an einem schwuelen Badetag mit 31 Grad Luft- und 24 Grad Wassertemperatur. Um 2015 faehrt wie jeden Tag die Polizei Patrouille und auf der Wiese hinter dem Stellplatz wird es voll: Der kommende Markt wirft seine Schatten voraus. Wir werden morgen weiterziehen.

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